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Kanada von Osten nach Westen
Bericht einer Durchquerung des zweitgrößten Landes dieser Erde
4. August 2005 bis 26. August 2005
 
Entstanden ist dieser Reisebericht während einer aufwändigen und zusammengewürfelten Reise mit Flugzeug, Bus, Auto, Rad und zu Fuß. Sowohl an der Ost-, wie an der Westküste wurde mit einem Leihwagen gefahren, im Westen zusätzlich mit dem Rad. Zur Überbrückung größerer Distanzen griff ich auf eine organisierte Bustour zurück, für die größten Entfernungen (von und nach Kanada, sowie zwischen den großen Seen und Calgary im Mittleren Westen) auf das Flugzeug.
 
1. Tag, Donnerstag, 4. August 2005
Fürstenzell – München – Prag – Toronto
184km - 320km - 6870km - 28 km
 
Begonnen hat alles am 4. August 2005 am frühen Morgen (5.00 Uhr) in Fürstenzell. Nach dem Frühstück ließen wir uns von meinen Eltern nach München zum Flughafen fahren. Am Franz-Josef-Strauß-Flughafen war am morgen schon einiges los, aber noch nicht bei CSA Czech Airlines. Die Schalter öffneten erst langsam und das Personal (von der Flughafengesellschaft SwissPort) kam noch nicht so recht auf Touren. Immerhin zeigte sich deren Unfähigkeit noch einige Stunden und Tage später. Was für erste Verwunderung sorgte, dass kein Boarding cards für den Anschlussflug ausgestellt werden konnten.
Die erste Etappe führte von München nach Prag. Nun wird sich so mancher fragen, wieso nach Prag, der will doch nach Kanada! Zur Erklärung: Meine Aufgabe für das Reisebüro war einen Gabelflug nach Toronto und von Vancouver zurück zu finden, der in den Sommerferien auch bezahlbar sein soll. Dass dies nicht so einfach ist, stellte sich bei der ersten Buchungsanfrage im Januar 2005 heraus. Doch die Kreativität von Herrn Hornung (und seinem Reisebüro fly international, Passau) muss hier besonders erwähnt werden. Während British Airways für besagten Flug gut 1100€, die Lufthansa sogar 1300€ kassieren wollte, kam folgende Lösung zustande: München-Prag-Toronto und zurück mit Czech Airlines (635€). Anstelle von Vancouver von Victoria (sogar noch besser für mich) nach Toronto mit Air Canada (180€). Macht gegenüber BA und LH mehr als 250€ Ersparnis!
Knapp eine Stunde dauert der Flug mit einer Turboprop ATR 400-42 nach Prag (8.55 bis 9.50 Uhr). An Bord gibt es ein Frühstück, das insgesamt in Ordnung ist. Am Prager Airport führt der erste Weg zum Transfer-Desk, wo sich eine zwar Russisch, aber wenig Englisch-sprechende Dame um meine Boarding Card bemühte. Wegen des vollen Fliegers gab es nur noch Einzelplätze, diese Geschichte wurde aber auch allen anderen aufgetischt! An Bord soll dann getauscht werden – nachdem dies wohl jeder zu tun pflegt, hatte dann jeder wieder seinen Partner.
Zum Mittagessen gibt es ein Touristen-Menü à la carte, aber immerhin zwei Gerichte zur Auswahl (Turkey with rice/ Pasta with pesto). An Bord ist auch jeglicher Alkohol frei, das Personal ist aufmerksam und erfüllt alle Wünsche. Das TV-Programm ist etwas mau, aber die Filmauswahl kann nicht jeden Geschmack treffen (außer man hätte seinen eigenen kleinen Monitor).
Über Toronto ist der Himmel stark bewölkt und scheinbar auch viel los, was einige Ehrenrunden (oder ganz lapidar: Warteschleifen) erfordert. Irgendwie kann man sich einen Gedanken an die zuletzt unsanft gelandete Air France Maschine nicht verkneifen, gerade als es zu regnen beginnt. Die Landung ist dann gut eine Stunde zu spät gegen 17 Uhr Ortszeit. Mittlerweile dauert unser Tag rund 17 Stunden.
Im Airport muss man zunächst durch die Immigation. Im Gegensatz zur USA sind hier ausreichend Schalter für Non-Residents geöffnet und das Personal ist echt nett. Man hat den Eindruck, dass die Frage nach dem Reisezweck nicht nur dienstlich ist, sondern, dass man sich echt für den Ankommenden interessiert. Nach der Immigration kommt man in die zweite Halle, die Gepäckausgabe. Irgendwie sieht das ganze schon chaotisch aus, mehrere Flüge werden am gleichen Band abgefertigt, in einer Ecke liegt ein riesen Haufen Sperrgepäck, Menschen irren zwischen den Ausgaben umher. Nach mehr als 40 Minuten warten bleiben wir und einige Mitreisende die wir schon aus München kannten ohne Koffer übrig. Ein Lost-and-Found-Schalter ist nicht erkennbar, also nehme ich irgendeinen und frage nach den Tschechen. Die haben einen eigenen, nur ist deren Schild schon herunter gefallen. Dort sind die drei (!) Angestellten wenig interessiert und lustlos ist noch vorsichtig formuliert. Das Ausfüllen einer Verlustmeldung gestaltet sich schwierig, immerhin muss der Koffer mit Inhalt (!) (wegen dem Zoll) exakt beschrieben werden und drei Durchschläge ausgefüllt werden. Auch hier hat Czech Airlines kein eigenes Personal – meines Erachtens deren größtes Problem. Man vertröstet uns auf morgen, besser aber 48 Stunden. Es gibt ein extra Formular für den Zoll, schließlich hat man ja nichts vorzuweisen.
Die Customs sind verständnisvoll, und schon steht man draußen vor den Toren des Flughafens im richtig schwülen Toronto. Es gibt nun mehrere Möglichkeiten in die Stadt zu kommen. Das Taxi kostet richtig Geld, Hotel-Shuttles kommen für (billig-)Touristen nicht in Frage, da bleibt nur noch der öffentliche Nahverkehr – und der besteht aus einem Bus zur nächsten U-Bahn. Es gibt nur 2 U-Bahn-Linien, eine vom Expressbus angebunden, aber für uns ungünstig gelegen, also der langsame Stadtbus und die gelbe Linie direkt zum Hotel.
Hier wird die Größe der Stadt richtig bemerkbar: Rund 40 Minuten Busfahrt durch die Suburbs, dann 30 Minuten mit einer extrem klimatisierten U-Bahn. Irgendwie schon gut, dass ich keine schweren Koffer mehr hatte!
Am Bahnhof (Central Station) ist es mittlerweile gut 19.30 Uhr und die Auswahl an Essen reichlich – also schnell was mitgenommen und ab ins nur wenige Meter entfernte Hotel Intercontinental an der Front Street, direkt zu Füßen des Skytowers. Schnelles, problemloses Einchecken in diesem luxuriösen Businesshotel, Zimmer im 6. Stock mit richtig großem Bad und Blick auf den Lake Ontario.
Mit den wenigen Sachen aus unserem Handgepäck reicht es nicht Mal für einen Zahnbürste, aber die hat ja ein vernünftiges Hotel. Um 22 Uhr schlafen wir nach diesem echt ereignisreichen Tag ein. Immerhin sollte es ja schon morgen auf Tour gehen.
 
2. Tag: Freitag, 5. August 2005
Toronto – Algonquin Provincial Park – Toronto
660km
 
Der Morgen beginnt gegen 8 Uhr relativ ausgeschlafen. Nach einem Anruf bei der Service-Hotline der tschechischen Gepäckermittlung ohne Ergebnis begeben wir uns in die Innenstadt von Toronto. In der Front Street soll CSA ein Büro haben, vielleicht können die mehr Auskunft geben.
310 Front Street gibt es zumindest nach außen nicht. Also beschränken wir uns auf den Erwerb eines kleinen Frühstücks und einigen Fotos rund um die Hauptstraße und den Platz vor dem Rathaus. Für den restlichen Tag habe ich bereits vor einigen Wochen ein Mietwagen bei Hertz reserviert. Die unmotivierte Agentin hackte mit ihren künstlichen Fingernägeln meine Daten in den PC, ihre Kaugummi-verwaschenen Fragen waren nur schwerlich zu verstehen aber letztendlich hatte ich einen silbernen Pontiac Grand Am, den es nun aus der Tiefgarage zu befördern galt.
Was nun die ersten Kilometer erschwerte, war die kanadische Ausschilderung auf den Straßen. Welche Auffahrt führt in meine Richtung? Wo ist der richtige Exit? Und was bitte ist ein Bypass? – Dank der einheitlichen Geschwindigkeit von 60km/h (in Kanada gilt das metrische System!) findet man sich auf den bis zu 6 Spuren relativ leicht zurecht. Nur das mit dem Bypass bedarf einer Erklärung: Mehrere Auf- und Ausfahrten sind in einer eigenen Spur zusammengefasst. In gewissen Abständen kann man von der Nebenspur auf den eigentlichen Highway wechseln. Daher findet man unter dem Schild Exit auch immer mehrere Möglichkeiten zur Abfahrt. Wem das nicht klar ist, der nimmt so manchen Umweg in Kauf – also auch ich!
Der Tag hatte zwei Ziele, aber beide im Norden. In der Region um Midland befindet sich die ehemalige Missionsstation St. Marie among the Hurons. Gelegen am Ufer der Gregorian Bay am Severn Sound befinden sich über 20 rekonstruierte Häuser der 1639 gegründeten Jesuiten-Siedlung. Nach nur 10 Jahren scheiterte dieses friedliche Miteinander aber an Streitigkeiten unter den Indianerstämmen. Heute wird dieses Museumsdorf von den örtlichen Menschen liebevoll gepflegt und auch in historischen Kostümen bespielt.
Hier legen wir auch unsere kurze Mittagspause mit Sandwich und Softdrinks ein. Noch weiter im Nordosten am Highway 60 befindet sich das zweite Ziel, der älteste Provinzpark des Jahres: Algonqin Provincial Park. Gut 50 km führt die Straße durch unberührte Wildnis. Am Rand findet man immer wieder schöne Aussichtsplätze und Wanderwege. Jeder der diese Einrichtungen der Parkverwaltung benutzen will braucht ein Permit, welches man am Eingang zum Park kaufen kann (10CAD), fährt man nur durch, kostet dies nichts. Der Smoke Lake bietet gigantische Ausblicke, man könnte darin sogar baden (gut 20°C). Der Lookout-Trail ist ca 2km lang, gut beschildert und auch schön ausgebaut. An 14 Stationen erfährt man über die Geologie, Flora uns Fauna der Region – Kanada wie’s im Buche steht.
Wenige Kilometer weiter ist das neue Visitor Center mit Gastronomie, Sanitäranlagen und einer schönen Ausstellung rund um den Park. Von der Terrasse aus hat man einen guten Überblick, bei Sonnenauf- und -untergang sollen hier schon allerhand Wildtiere gesichtet worden sein. Am hellen Tag ist von Elch & Co. keine Spur. Rund um den Beaver Lake führt ein weiterer Pfad durch dichten Wald rund um das Resultat eines Biberdamms. Der Hausherr lässt sich zwar nicht blicken, dafür aber neugierige Squirrels (Backenhörnchen).
Der Rückweg führt in aufkommender Dunkelheit wieder der Großstadt entgegen. Einen kleinen Kampf führe ich mit einer Zapfsäule, die erst entriegelt werden muss, bevor der Sprit fließt. Übrigens Sprit: Der kostet knapp 1CAD je Liter, was ungefähr 60€cent entspricht. Für uns echt billig, aber die Kanadier schimpfen über den Anstieg im letzten Jahr (rund 60% !!), der deswegen so heftig war, da der Sprit hier kaum besteuert ist. Jede Ölpreiserhöhung macht sich direkt bemerkbar.
Der Weg zurück in die Stadt ist einfacher als erwartet. Schnurgerade Straßen, kaum Einbahnstraßen, fließender Verkehr und das Ziel mit dem Skytower vor Augen. Und auch der Weg in die Garage ist ohne Probleme bewältigt. Jedoch als wir den Aufzug wieder verlassen stecken wir in einer Menschenmenge. Gegenüber im Rogers Center war gerade das Baseballspiel zu Ende gegangen. Die wenigen Schritte ins Hotel lassen wir uns mit der Menge treiben.
In der Hoffnung, das Gepäck wäre da gehen wir aufs Zimmer – aber nichts Neues. Auch an der Rezeption nichts. Ich fasse den Entschluss nach Hause zu telefonieren – meine Eltern mögen doch bitte am Münchner Flughafen nach dem Verbleib fragen. Dank der Zeitverschiebung ist es in Europa schon Frühstückszeit und mein Vater erreichbar.
Gegen 3 Uhr früh (Toronto) klingelt mein Telefon am Zimmer. Meine Mutter hat der Tante an der Vermittlung klargemacht, dass der Anruf sehr wichtig wäre und man mich durchaus wecken dürfe: Die Koffer sind in Prag und werden heute nach Toronto geflogen.
Dann noch eine gute Rest-Nacht.    
 
3. Tag: Samstag, 6.8.2005 
Toronto     
viele km zu Fuß, mit der Fähre und 449m mit dem Express-Fahrstuhl
Heute beginnt das hoffnungsvolle Warten auf den Koffer. Nach unseren Erfahrungen rechnen wir damit, dass die Maschine aus Prag verspätet landet, bis ausgeladen ist und unsere Koffer übrig bleiben mindestens 3 weitere Stunden. Geschätzte Zeit für die Auslieferung – na ja 2 Stunden. Das würde bedeuten, dass ab 21 Uhr mit Gepäck zu rechnen ist.
 
Den Morgen nutzen wir um den benachbarten Skytower, der mittlerweile CN-Tower, benannt nach der Canadian National Railway benannt ist, zu erklimmen. Kostenlos kommt man nur in den Fan- und Souvenirshop, sowie die Cafes und Restaurants. Wer nach oben will muss zahlen: Bis zum Aussichtsdeck 18 CAD, bis auf das Skypod immerhin 22,50 CAD, aber das macht auch nichts mehr aus. Auf 346m über dem Boden befinden sich drei Plattformen mit einem Drehrestaurant, eine reine Aussichtsebene mit Glasboden (!) und ein offener Balkon. Weitere 100 m höher liegt das Skypod, welches man über einen weiteren Lift erreicht. Mit 449m ist dies der höchste Aussichtspunkt der Welt! Was man sieht, ist aber auch nicht viel anders als von der unteren Ebene. Über uns befinden sich jetzt noch ungefähr 100m Stahl, in dem sich Antennen und andere Sendemasten verbergen. 553m ist die gesamte Konstruktion hoch und damit bis heute (Aug. 2005) das höchste Bauwerk dieser Erde.
Kurz vor Mittag beginnen wir unser Hotel zu verlassen. Um die Kofferlieferung nicht zusätzlich zu erschweren, erklären wir der Rezeption, man möge unser Gepäck auf jeden Fall annehmen – wir kommen sicher wieder!
Durch die Front Street und über die Yonge Stret begeben wir uns zu Fuß in unser neues Hotel und versuchen dort einzuchecken. Man vertröstet uns jedoch auf den späten Nachmittag, da die Zimmer noch nicht frei seien. Durch das Eaton Center, die bekannteste Einkaufsmeile der Stadt, gelangen wir in das PATH-System, unterirdische Passagen, mit denen man von einem Gebäude ins andere gelangt – voll klimatisiert. Alleine das Eaton Centerumfasst gut 400000m² Verkaufsfläche! Zum Vergleich: In meiner Heimat Passau streitet man zur Zeit ob ein Shopping Center 18000m²oder 20000m² haben darf .
Aus der Stadt an die Waterfront, die erst in den letzten Jahren wiederentdeckt wurde. Alte Hafengebäude wurden abgerissen und durch Appartementhäuser ersetzt. Die Einwohner Torontos lernen nun ihre Wasserseite kennen und schätzen. Die vorgelagerten Inseln sind ein Freizeitparadies, frei von Autos. Wenn man mit einer der drei verkehrenden Linienfähren übersetzt hat man einen wunderbaren Blick auf die Skyline der Stadt und spart sich mindestens 15 CAD gegenüber den Hafenrundfahrten. Allerdings hat man hier auch keine Erläuterungen zur Stadt und ihrer Geschichte. Dafür kann man die Einheimischen und ihre Marotten kennen lernen. Zurück lassen wir uns mit den Menschen entlang der Promenade treiben, bevor wir in Richtung Skydome, heute Rogers Center, begeben. Erneut müssen wir in Richtung der Innenstadt die 8-spurige Stadtautobahn unterqueren, welche bis heute ein großes Hindernis in der Stadtentwicklung darstellt.
 
Bereits von zu Hause aus habe ich per Telefon Tickets für das Baseballspiel der Toronto Blue Jays gegen die New York Yankees bestellt. Per Internet kann man lediglich aus den USA oder Kanada selbst bestellen. Für 2 Tribünenplätze im Oberrang zahlt man insgesamt 17 CAD (ungefähr 12€ !!). OK, Baseball ist für einen Europäer nicht gerade einfach zu verstehen, das ganze aber ist eine große Party, man lernt seine Platznachbarn kennen, plaudert ein bisschen und erfährt, dass der Kerl hinter dir Platz 5 bei Pop Idol in Holland belegt hat. Das Stadion an sich ist eine gigantische Konstruktion, das Dach kann bei Bedarf aufgeklappt werden – an sonnigen Tagen wie heute kann man dann, während man sein Popcorn futtert, richtig schön braun werden.
Nach dem Spiel lassen wir uns mit den Menschen in Richtung unseres Hotels treiben, es ist kurz vor 9pm, vielleicht sind die Koffer ja schon da ... doch an der Rezeption weiß man von nichts, der Bellboy nichts, und der Concierge schon erst recht nichts. Ich beschieße, am Flughafen anzurufen, aber es ist nur ein Anrufbeantworter geschaltet.
 
Da heute ja unsere Rundreise beginnen sollte, mache ich mich auf den Weg zum neuen Hotel um dort einzuchecken. Die Reiseleiterin „Leni“ Makay ist in der Lobby, eine ältere Omi in plüschigem rosa Jogginganzug. Ich erkläre ihr was mit dem Gepäck los ist und wie weiter verfahren werden soll, dann bekomme ich den Zimmerschlüssel und beziehe unser Quartier für die nächsten zwei Nächte. Dann geht’s zurück ins Intercontinental wo Bianca auf die Koffer wartete. Nur die waren noch immer nicht da. Als erneuter Anruf am Flughafen und ... endlich eine menschliche Stimme am Apparat. Der Herr versicherte mir, dass die Koffer da sind und ausgeliefert werden – es kann nicht mehr lange dauern. Also ab an die Hotelbar und einen Cocktail zur Verkürzung der Wartezeit. Als es bereits 23 Uhr wird und noch kein Koffer in Sicht ist, hat der Concierge eine sinnvolle Idee: Er werde die Koffer entgegennehmen, sie in ein Taxi packen und ins neue Hotel schicken. Das ganze würde dann rund 10 CAD kosten, aber eine sinnvolle Investition sein. Wir gehen auf den Vorschlag ein, setzen uns in die nächste U-Bahn und ab ins Days Inn Hotel an der College Road.
Dem Inder am Rezeptionstresen erkläre ich die ganze Koffersache von neuem, der nimmt das Gepäck gerne, will es aber partout nicht verstehen, dass er mich sofort anrufen soll, egal wann die Dinger da sind. Gegen Mitternacht legen wir uns zum dritten Mal mit der gleichen Unterwäsche ins Bett.
Gegen zwei Uhr morgens klingelt das Telefon: Die Koffer sind angekommen!
Schaftrunken, aber doch putzmunter geht es in die Lobby, die Koffer werden aus dem Depot geholt und endlich sind sie mit fast 60 Stunden Verspätung an ihrem Ziel angekommen!
 
4. Tag: Sonntag, 7.8.2005 
Toronto – Niagara on the Lake – Niagara Falls
269 km
 
In frischer Kleidung lernen wir beim Frühstück in einem Konferenzraum die Mitreisenden kurz kennen. Bereits um halb neun ist der Aufbruch für die Stadtrundfahrt vorgesehen. Doch zwei Gruppen müssen auf zwei ähnlich aussehende Busse verteilt werden.
Zunächst geht es durch die Hauptstraßen der Stadt zum Rathaus und dem davor gelegenen Platz. Am Sonntag früh ist es angenehm ruhig in der 5-Millionen-Metropole, selbst die Tauben, die sonst den betonierten Vorplatz bevölkern scheinen noch in Schlaf versunken. Toronto ist vom Grundriss eine typisch nordamerikanische Stadt. Die Hauptstraßen sind rechteckig, zum Teil sogar quadratisch gerastert, Im Downtown-Bereich befindet sich das Hauptgeschäftszentrum mit den Bürohochhäusern und Shopping-Centern. Gerne wird die Stadt zur Filmkulisse, und zwar dann wenn man alle amerikanischen Elemente braucht. University Avenue ist die wohl prächtigste Straße der Stadt, sie führt geradewegs auf das Parlamentsgebäude der Provinz Ontario zu. Rund um das Gebäude befindet sich eine weitere großzügige Grünanlage, die von Touristen gleichermaßen wie Einheimischen benutzt wird. Unter anderem übt gerade eine TaiChi Gruppe in der Morgensonne. Durch das alte Yorkville geht es über Chinatown und Little Italy wieder ans Wasser zur Kaffeepause.
Ab Mittag geht es dann raus aus der Stadt. Über die großen Highways verlässt der Bus die Stadt in Richtung Westen, immer am Ufer des Lake Ontario entlang. Hier kann man sich ein weiteres Mal einen Eindruck von der Große der Region Toronto gewinnen. Von Hamilton über Mississaugua nach Toronto bis nach Oshawa erstreckt sich der Ballungsraum auf über 100km Länge. Hamilton ist eine hässliche Industriestadt, die vor allem von ihrer Hafenlage (für den Transport von Kohle und Buntmetallen) profitiert. Das Ziel des Tages und der erste Naturhöhepunkt ist Niagara Falls. Die Stadt ist hässlich, klein Las Vegas in Kanada, mit Kasinos, Restaurants, Hard Rock Cafe, und und und. Die eigentliche Sensation ist aber die Natur. Die Wasserfälle von Niagara sind 48m hoch und durch eine Insel voneinander getrennt. Der amerikanische Fall stürzt mit voller Wucht gegenüber der Schiffsanlegestelle nach unten, die kanadischen Fälle bilden eine Hufeisenform („Horseshoe“). An der Abbruchkante entlang führt eine schöne Promenade, so dass man alle erdenklichen Blickwinkel genießen kann. Selbstverständlich gehört auch eine Fahrt mit der Maid of the Mist („Nebeljungfrau“) dazu. Hier fährt man mit einem kleinen Boot in die Gischt der Fälle hinein, geschützt nur durch ein Müllsack-ähnliches Regencape. Nach einiger Zeit hat man von dem umtriebigen Niagara Falls genug, nur 20 Minuten entfernt, befindet sich das beschauliche Niagara-on-the-lake. Hier müssen Touri-Busse draußen bleiben, kleine Shuttle fahren in die Stadt, die immer noch aussieht, wie in ihrer Blütezeit. Holzhäuser, nette Cafes und kleine aber feine Läden alles für den wohlhabenderen Gast.
Zurück führt der Weg durch die gleichnamige Region „Niagara“, einem klimatisch begünstigten Raum, der heute auch für seinen Weinbau berühmt geworden ist. So gelangen wir über die Autobahn wieder nach Toronto und sorgen dort für ein Abendessen, typisch amerikanisch mit Sandwich, Salat und Coke von Subway, welches sich gegenüber vom Hotel befindet. Endlich beruhigt zu Bett kommen, in der Gewissheit, alles funktioniert und Kleidung ist für die nächsten Wochen genügend dabei.
 
5. Tag: Montag 8.8.2005   
Toronto – Kingston – Ottawa                                                                                   
438 km
 
Der Morgen beginnt wie gestern mit einem spartanischen, angeblich typisch kanadischem Frühstück. Die Koffer werden währenddessen beriets in den Bus verladen, so dass es anschließend schnell weiter gehen kann. Durch die morgendliche Rush-hour geht es über unzählige Highways nach Osten, heute sehen wir also die andere Hälfte des Ballungsraums. Der erste Halt führt zum Big Apple, einer Raststätte, die für ihre Apfelkuchen, Apfelchips, Apfelsäfte, ... bekannt ist. Gegen Mittag liegt dann die Kleinstadt Kingston vor uns. Immerhin drei Jahre durfte das Städten am Ufer des Lake Ontario sich Hauptstadt nennen. Davon zeugt bis heute das prächtige Rathausgegenüber vom alten Bahnhof. Hier verbringen wir unser Mittagessen in einer Grünanlage mit Hotdogs und Coke - mit tollem Ausblick auf den See. Natürlich gibt es auch einiges zu sehen, das Rathaus von innen, die alte Ontario- und Kingstreet mit ihren schmucken Häusern, die St. Georges Church, ein prachtvoller Neobarockbau und die Martello Towers, Reste einer Befestigungsanlage gegen die USA.
Von nun an verändert sich die Landschaft. Vom Lake Ontario fließt nun der St. Loren Strom dem Atlantik entgegen. Die Region nennt sich Thousand Islands, wobei nach kanadischer Definition eine Insel von mindestens drei Bäumen bewachsen sein muss, sonst ist es ein Felsen. Viele kleine Häuschen befinden sich hier, heute darf im Naturpark nicht mehr neu gebaut werden.
Wir verlassen den St. Lorenz und queren das Hinterland auf dem Weg nach Ottawa, der Hauptstadt Kanadas. Der Ottawa River teilt die Stadt nicht nur in mehrere Teile, er ist zugleich auch die Grenze zwischen den Provinzen Ontario und Quebec, damit zugleich auch eine sprachliche Grenze. Hier wird neben Englisch auch viel Französisch gesprochen. Die nördlich gelegen Stadt Gatineau war lange im Schatten der Hauptstadt, heute werden viele Einrichtungen des Staates auch dort errichtet, zum Beispiel das beeindruckend Museum of Civilisation. Zugleich hat man einen wunderbaren Blick auf die Stadt Ottawa, die Notre Dame Basilica, das Parlamentsgebäude und die Schleusenanlage des Rideau Kanals. Etwas außerhalb befindet sich die Rideau Hall, der gleichnamige Park und Prime Minister’s House.
In der Innenstadt besuchen wir auf eigene Faust die Basilica, immerhin Bischofssitz, schlendern durch den Majors Hill Park, entdecken dort allerhand „wilde“ Tiere (Kaninchen und Murmeltiere), sowie das Château Laurier und die Ottawa Locks (die treppenartige Scleusenanlage des Kanals). Am Byward Market besorgen wir uns noch einen gehörigen Vorrat an Getränken – die Klimaanlage und die doch recht warmen Temperaturen sorgen für gehörigen Durst.     
Bevor wir ins Hotel fahren, Wir unmittelbar vorm Parlament gehalten. Was bei uns undenkbar wäre, hier wird auf der Wiese davor gepicknickt, gespielt und sonnengebadet. Am Abend wird an die Fassade eine Lichtshow projiziert, welche die Geschichte des Landes erklärt. Das heutige Hotel, Embassy West Hotel, befindet sich relativ weit außerhalb der Stadt, so dass wir die Hauptstadt schnell wieder hinter uns lassen. Das Hotel, eher Motel, verfügt über 3 Etagen, einen Pool, der richtig angenehm entspannend ist und ein Büffet-Restaurant. Hier gibt es all-you-can-eat Nudeln für 6,50 CAD, satt wird man da auf alle Fälle – und es schmeckt auch.
Mit Hilfe des Internets in der Hotellobby nehmen wir Kontakt mit zu Hause auf, zumindest die Ankunft unserer Koffer wollen wir doch noch berichten. So vollgefressen sinken wir in unsere Betten, gespannt, was uns morgen erwarten sollte.
 
6. Tag: Dienstag, 9.8.2005
Ottawa - Quebec City       
445 km                             
 
Das Frühstück ist das was man normalerweise einen schlechten Witz nennen sollte. Nicht das in der Mitte aufgebaute Büffet, sondern am Fensterbrett aufgereihte Croissants und Nussschnecken sind für „die Gruppe“ vorgesehen. Gut dass die Nudeln immer noch schwer im Magen liegen und eine Kaffeepause ist auch versprochen. Diese ist (wie immer) bei Tim Hortons, einer Fast-Food-Kaffee-Kette eines altgedienten Eishockeyspielers: Muffins, Cookies (take 5 for 1CAD). Der Mittag wurde noch origineller. In der Nähe der Stadt Trois Rivières (hier teilt sich der St. Lorenz in drei Flüsse) befindet sich in Cap-de-la-Madeleine mit einer der größten Wallfahrtstätten Nordamerikas, das Sanctuaire Notre Dame du Cap. Die älteste Kirche Kanadas ist schon lange zu klein, deshalb wurde ein eklektizistischer Betonbunker daneben gesetzt. Eine Infrastruktur für Pilger wurde geschaffen, vom SB-Restaurant über einen Devotionalienshop bis zur Krankenstation ist alles vorhanden. In den Parkanlagen gibt es mehrere Kreuzwege, Marienstatuen und den Nachbau der Grotte von Lourdes.    
Das Ziel des Tages ist aber Quebec City. Die Stadt lebt ihre französische Vergangenheit, auch hat die Provinz Quebec sich einiges einfallen lassen, um auf ihre französischen Wurzeln hinzuweisen. So dürfen nur örtliche Guides eine Führung machen, vielleicht auch besser so, denn dann werden die Touristenströme kanalisiert und man verhindert größere Staus in der engen Altstadt. Es gibt eine untere und eine obere Altstadt. Kleine Gassen ziehen sich durch die Stadt, der Bus kommt hier nicht weit. Über allem thront das Hotel Château Frontenac, welches vor über 100 Jahren von der Eisenbahngesellschaft errichtet wurde. Wie schon bei Toronto erwähnt, ist auch Quebec eine gefragte Filmkulisse, vor allem wenn man eine französische Szenerie braucht. Deutlich spürt man auch das savoir-vivre, welches sich vor allem in den Bistros der Stadt erleben kann. Hier sind die Speisekarten übrigens in französischer Sprache geschrieben, Englisch gibt es nur als „Untertitel“. Aber im Gegensatz zum Mutterland darf man hier jeden auf Englisch ansprechen und man erhält trotzdem eine Antwort, dennoch kommt Französisch nicht schlecht an.
Die Sehenswürdigkeit für alle Kanadier und Amis ist aber nicht die nette Altstadt sondern die fast vollständig erhaltene Stadtmauer! Immerhin ist dies die einzige Stadt in ganz Nordamerika mit einer derartigen Befestigungsanlage. Die Stadt ist Sitz der Regierung der gleichnamigen Provinz, daher sind überall repräsentative Verwaltungsbauten zu finden.
Unser Hotel, das Plaza Quebec, liegt wiederum weit außerhalb der Stadt, aber sehr verkehrsgünstig. Der U-förmige Bau verfügt über einen überdachten Innenhof, unter dessen Glas sich ein tolles Badeparadies befindet – damit kann der Abend wieder entspannend werden.
Zuvor ist aber Zeit zum Essen. Entlang der Ausfallstraße befinden sich so ziemlich alle Fast-Food und Restaurantketten die es gibt. Das Baton Rouge wurde zwar von Leni als teuer bezeichnet, erschien uns aber genau deshalb eine gute Wahl (weil dann die Mitreisenden woanders hingingen). Hierbei handelt es sich um ein klassisches Diner, mit netten Bedienungen, Kaffee in rauen Mengen, gigantischen Burgern, Sandwiches und Steaks. Dazu ein Salat zum teilen und schon wieder haben wir zu viel gegessen.
Trotzdem beschließe ich, dass ich meinen prall gefüllten Bauch dem Pool-Publikum zur Schau stelle.
 
7. Tag: Mittwoch 10.8.2005
Quebec – Tadoussac – Quebec
412 km                             
 
Nach den letzten Tagen erwartet uns heute zumindest wieder ein einigermaßen gepflegtes Frühstück in einem Hotel-Restaurant. Auf dem Teller finden sich neben Croissant und Marmelade auch ein bisschen Käse und Wurst wieder. Auch ein kleiner Obstsalat ist vorgesehen.
Sehr zeitig geht es um 8 Uhr mit dem Bus weiter nach Nordosten, immer entlang des St. Lorenz bzw. parallel durch das Hinterland. Bevor wir aber die Berge erreichen, nur wenige Kilometer von Quebec City entfernt, der erste Höhepunkt des Tages: Les Chûtes Montmerency – die Wasserfälle von Montmerency, welche sch gut 50 Meter am Rande des St. Lorenz in die Tiefe stürzen. Das ganze Gelände ist gut erschlossen und man kann auch an die Abbruchkante der Fälle heran: Entweder per Seilbahn, die aber erst bei entsprechender Nachfrage in Betrieb genommen wird oder zu Fuß, über 486 Stufen entlang der Wand. Ich entscheide mich als einziger der gesamten Gruppe für einen Aufstieg und nehme die sportliche Variante, was sich noch drei Tage lang rächen sollte. Irgendein Witzbold hat seine Spuren auf den Treppen hinterlassen, Aufschriften wie „fuckin’ 100 steps left“ motivieren beim Aufstieg und sorgen für Schmunzeln. Der Ausblick ist aber toll, und im Hintergrund kann man sogar die Silhouette der Stadt erkennen.
Nach diesem Stopp geht es weiter durch die Ausläufer der Laurentides, der Verlängerung der US-amerikanischen Appalachen. Vereinzelt kann man durch die Wälder einen Blick auf die weniger bekannten Skigebiete der Ostküste werfen, z.B. Mont Tremblant oder Mont Grand Fords. Im Winter gibt es hier immerhin bis zu 4 Meter Schnee, mehr als was wir in unseren Alpen träumen dürfen. Die Anfahrt dorthin erscheint mir aber gerade bezüglich des Schnees im Winter doch eher problematisch.
Irgendwo im Nichts, so in der Gegend von La Malbaie gibt es einen Halt zur Verpflegung mit Essen, das Tagesziel, der Saguenay Fjord, hat keine Möglichkeit zum Nahrungserwerb. So wird bei Subways ein Sandwich gebunkert, Kaffee getrunken und dann geht es rasch wieder hinab auf Meeresniveau, denn hier wo der St. Lorenz bereits über 40km breit ist, kann man den Fluss und das offenen Meer eigentlich nicht mehr klar voneinander trennen. Bis zum „echten“ Atlantischen Ozean sind es aber sicherlich immer noch 300km.
Hier wo das Süßwasser der Flüsse und Fjorde auf die kalten atlantischen Salzwasser trifft, gibt es ein riesiges Angebot an Meeresfrüchten! Davon profitieren nicht nur die einheimische Fischereiwirtschaft, sondern auch die zahlreichen Meeresbewohner, die sich hier über das ganze Jahr hinweg breit machen. So gehört eine whale-watching-Tour zum Pflichtprogramm. Das große Schiff zieht also seine Bahnen am St. Lorenz, auf der Suche nach den größten Bewohnern: Buckelwalen. Leider spielt das Wetter heute das erste Mal nicht mit, es regnet immer wieder, knapp über dem Wasserspiegel befindet sich eine Nebelschicht und den Walen ist es scheinbar auch nicht schön genug. Also dreht das Schiff in den Saguenay-Fjord hinein, dort hält sich ein kleines Rudel Belugawale auf. Die sind aber im Vergleich zu den großen Verwandten eher unspektakulär, sie heben sich aufgrund ihrer weißen Färbung aber gut vom Wasser ab (es sind die weißen Punkte auf dem Foto!). Zu guter letzt begegnet uns auf der Rückfahrt zum Hafen noch ein kleiner Minky-Whale, der kurz seine Schwanzflosse aus dem Wasser hebt.
Ziemlich durchnässt und frierend gehen wir dann wieder an Land und sehen zu, dass wir im Bus wieder einigermaßen trocken werden. Mit etwas getrübter Stimmung (so wie das Wetter) geht es dann ohne größere Unterbrechungen zurück ins Hotel, wo eine warme Wanne (respektive Pool) wartet. Abendessen wollen wir heute nochmals bei Baton Rouge, heute soll’s aber ein saftiges Steak werden.
Eine Anmerkung: Wer eine bessere Abbildung des Beluga-Wals haben will, der gedulde sich bitte bis zum Kapitel „Vancouver“. Dort gibt es ein Aquarium, in dem alle enttäuschen Whalewatcher die gesuchten Meeressäuger bewundern können.
 
8. Tag: Donnerstag 11.8.2005                                                                                  
Quebec City – Montreal    
270 km
 
Die Etappe ist heute zwar relativ kurz, dennoch steht relativ viel Sehenswertes auf dem Programm. Am frühen Morgen verlassen wir Quebec City in Richtung der 2.größten Stadt Kanadas: Montreal.
So sind die gut 250km auf der Autobahn relativ schnell absolviert, lediglich ein kurzer Raucherstopp und schon sind wir noch weit vor Mittag am Olympiagelände von 1976 angekommen. Rund um das Olympiastadion, das bis heute nicht richtig fertig geworden ist, befinden sich Parkanlagen und einige umgebaute, mit neuen Nutzungen versehene Bauten. Das Stadion beherbergt heute die Footballmannschaft von Montreal, die sind aber mit der Anlage nicht zufrieden und wollen eine richtige Arena. Eine weitere Nutzung ist noch nicht angedacht. 
Hier an der Wasserlinie des St. Lorenz Stroms krempelt die Stadt ihr Äußeres völlig um. Wie schon in Toronto erwähnt, ist auch hier die Hafenrevitalisierung und –renovierung im Gange, die alten Hallen werden mit Kneipen und kleinen Läden wieder in Wert gesetzt. Di Halle von Marché Bon Sécours beherbergt edle Restaurants, entlang der Promenade gibt es unzählige Cafés und ein Pier wurde zur Erlebniswelt umgestaltet.
 
Auf dem ersten Höhenzug, nur rund 5 Minuten vom Ufer befindet sich die alte Innenstadt von Montreal. Hier genießt man den Blick auf Downtown, den Fluss und die große Kirche Nôtre Dame de Montreal. Auch wenn man für die Besichtigung dieses Meisterwerks Eintritt bezahlen muss, die 6 CAD lohnen sich, man garantiert auch, dass das Geld für den Erhalt des Bauwerks verwendet wird. Der Innenraum ist prächtig ausgestaltet, die Lichtreflexe auf dem blauen Himmel über dem Altar echt beeindruckend. Zusätzlich kann man die angenehm kühle Luft in der Kirche genießen – draußen hat es gefühlte 35°, und eine richtig hohe Luftfeuchtigkeit. Man kann sich es nur schwer vorstellen, dass es im Winter bis zu drei Meter Schnee haben kann. Ebenfalls am alten Hafen befindet sich das Rathaus (Hôtel de Ville) und eine weitere kleine Kirche (Chapelle de Bon Sécours), die mit vielen kleinen Segelbooten, Dankgaben der Seefahrer, ausgestaltet ist.  
 
 
Nach der ausgiebigen Mittagspause fahren wir über den St. Lorenz auf die in der Mitte liegende Insel, die einen Freizeitpark beherbergt, das Ausstellungsgelände der Expo war und heute für den Circuit Gilles Villeneuve, dem Austragungsort des alljährlichen Formel1 Grand Prix Rennen ist. Mit dem Bus geht es dann bis in die Pole Position. Auf dem Kurs ist eine Höchstgeschwindigkeit von 20km/h vorgeschrieben, schließlich sind neben Autos auch viele Radfahrer, Inlineskater und Jogger unterwegs, die die genau vermessene und vor allem ebene Runde zum Training nutzen.
 
In der heutigen Innenstadt angekommen besuchen wir kurz die „Unterwelt“ der Stadt. Über 25km zieht sich ein Geflecht von Passagen, Einkaufszentren und Metro-Stationen quer durch Downtown. Trockenen Fußes und voll klimatisiert kann man von einem Gebäude ins andere gelangen. Allerdings bedarf es auch eines guten Orientierungssinns. Doch dazu später.
 
Das Hotel, La Tour Montreal City, Appartments, erweist sich als extreme Bruchbude. Die Appartments sind zwar geräumig, haben gut 2,5 Zimmer aber sind genau wie der extrem kleine Aufzug schon in die Jahre gekommen. Das beste ist der Rezeptionist im Blaumann, der zugleich Kofferboy und Hausmeister zu sein scheint.
Bianca ist heute nicht bei bester Laune, so dass ich mich zu bester Stunde am Nachmittag auf den Weg auf den Mont Royal, dem Namensgeber der Stadt mache. Der Hügel (rund 200 Höhenmeter) liegt am Rande von Downtown, rund 15 Minuten vom Hotel entfernt. Zur Aussichtsterrasse führt ein Weg über viele Treppen. Jedoch ist schon kurze Zeit später Schluss. Die Stiegen werden saniert. Die Umleitung führt auf weiten Wegen auch zum Ziel, dauert jedoch rund 45 Minuten länger. Der Blick auf Downtown ist super – der Aufstieg hat sich gelohnt.
 
Der Abstieg folgt der Falllinie und den zahlreichen Trampelpfaden. So bin ich sehr schnell wieder in der Stadt angekommen und versuche mich möglichst direkt, also auf dem Stadtplan diagonal durch die „Unterwelt“ zu bewegen. Da die Ausgänge nach den Gebäudekomplexen benannt sind, und ich deren Namen nur vermuten kann, bleibt dieser Versuch einer Abkürzung ziemlich erfolglos. Nach einer viertel Stunde resigniere ich, gehe wieder ans Tageslicht, nur wenige Meter neben dem Eingang, an dem ich abgetaucht bin.
Zurück im „Hotel“ genehmige ich mir einen Kaffee, bevor es mit Bianca zum echten Shoppen und anschließendem Essen gehen sollte.
All die Einkaufszentren haben irgendwie die gleichen Läden und Produkte wie überall auf dieser Welt. Lediglich bei Sale oder anderen Angeboten lohnt sich ein Blick – ich bin halt kein großer Einkäufer. Die Zeit in den Passagen vergeht trotzdem schnell, so dass wir weit nach 21 Uhr (und damit bei Ladenschluss) wieder an die frische Luft gelangen und ein nettes Bistro finden, in dem wir zu Abend essen wollen. Dort kocht man echt französisch, mit Finesse und vielen mediterranen Zutaten. Nach dem leckeren Menü geht es gut gestärkt und müde ins Hotelbett zurück. Gut dass wir einen positiven Eindruck der Küche gewinnen konnten – das Früstück wurde ein Erlebnis...
 
 
 
 
Fr. 12.8.     Toronto            Days Inn Downtown
                                          Thousand Islands Region – freie Verfügung
525 km
 
 
Sa. 13.8.    Toronto            Transfer Flughafen / Flug nach Calgary
                  Calgary            Sandman Downtown Calgary
35 km – 2720 km – 24 km
 
So. 14.8.    Canmore          Radisson Canmore
                                          Stadtrundfahrt Calgary
                                          Banff National Park
148 km
 
 
 
 
 
 
Mo. 15.8.   Canmore          Radisson Canmore
                                          Lake Louise / Columbia Icefield /Athabasca Glacier         ~ 60 €
                                                                                                                                             (+20 Snowcoach)
420 km
 
Di. 16.8.     Kamloops        Ramada Inn
                                          Rocky Mountains / Glacier National Park
460 km
 
Mi. 17.8.    Whistler            Coast Whistler Hotel
                                          Thompson + Fraser River, Cariboo Goldrush
330 km
 
Do. 18.8.   Vancouver        Sandman Hotel Downtown
                                          Sea-to-Sky-Highway
125km
Fr. 19.8.     Vancouver        Sandman Hotel Downtown
                                          freie Verfügung (whale watching)                                      ~ 60 €
Transfer 2x26 km
 
Sa. 20.8.    Vancouver        Holiday Inn Express                                                         30 €
96 km
So. 21.8.    Vancouver        Holiday Inn Express                                                         30 €
Manning Prov. Park
425 km
 
Mo. 22.8.   Vancouver        Holiday Inn Express                                                         30 €
68 km
 
 
 
 
Di. 23.8.     Victoria            Holiday Inn                                                                      48 €
                                          Überfahrt mit Fähre von Vancouver                                 30 € (Bus+Fähre)
40 km – 45 km – 30 km
 
Mi. 24.8.    Victoria            Holiday Inn                                                                      48 €
                                          Vancouver Island, Tofino                                                 Auto 45 €
480 km
Do. 25.8.   Victoria            Abflug 6.30                                                                    
                  Toronto            Ankunft 13.55 – Abflug 17.30
21 km – 3400 km
 
Fr. 26.8.     Prag                 Ankunft 7.40 – Abflug 18.00
                  München          Ankunft 19.05
 
6870 km – 320 km
 
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